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2.2.5 Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Die Ausführungen in den Unterkapiteln a) bis f) sind dem bayeri-
schen Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung –
Grund- und Hauptschulstufe (2003) entnommen
und fokussieren die
Förderbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogi-
schem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.
Weitere praxisorientierte und nützliche Hinweise zur Inklusion in allen
sonderpädagogischen Förderschwerpunkten finden sich darüber hinaus
in den folgenden Kapiteln
2.3 Sonderpädagogischer Förderbedarf als Herausforderung
der allgemeinen Schulen – ein Resümee
und
2.4 Gedankliche Impulse zur Umsetzung
schulischer Inklusion.
Fallbeispiel „Laura“
Mit ihren 12 Jahren besucht Laura derzeit die 5. Jahrgangsstufe am Förderzentrum geistige
Entwicklung. Ihre Klasse ist als Partnerklasse an einer Realschule in der 15 km entfernten
großen Kreisstadt angegliedert. Während zur kooperierenden Klasse der Realschule 25 Kin-
der zählen, umfasst die Klasse des Förderzentrums insgesamt 10 Schülerinnen und Schüler.
Deren Klassenleitung wird von einer Lehrkraft für Sonderpädagogik mit 16 Wochenstunden
wahrgenommen, die weiteren Unterrichtsstunden werden durch einen Heilpädagogischen
Förderlehrer gehalten. An einem Tag in der Woche besucht die Klasse das Förderzentrum,
um dort Fachunterricht sowie Schwimmunterricht im Therapiebad zu erhalten.
Aufgrund eines mit ihrem Down-Syndrom verbundenen umfassenden Förderbedarfs wurde
Laura schon von ihrem ersten Lebensjahr an intensiv durch die Interdisziplinäre Frühförde-
rung begleitet. Mit drei Jahren besuchte sie den Kindergarten an ihrem Wohnort. Laura er-
hielt dabei stundenweise Unterstützung durch eine Heilpädagogin, die auch gemeinsam mit
den Erzieherinnen spezifische Angebote zur Selbstständigkeitserziehung, zur Förderung von
Wahrnehmung und Motorik sowie zum Sprachaufbau und zur Artikulation plante.
Auf Wunsch der Eltern besuchte Laura die wohnortnahe Grundschule. Aus dem Kindergar-
ten kannte sie bereits viele Mitschüler und zeigte sich generell sehr offen und kommunikativ.
Von Beginn an wurde Laura durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) des
zuständigen Förderzentrums Förderschwerpunkt geistige Entwicklung betreut. Dieser ver-
fasste einen förderdiagnostischen Bericht, auf dessen Grundlage die Klassenlehrkraft für
Laura einen Förderplan mit individuellen Förderzielen erstellte. In guter Zusammenarbeit mit
dem MSD wurde der Förderplan immer wieder auf Erreichen und Umsetzbarkeit hin über-
prüft und entsprechend aktualisiert. Laura konnte sich im Unterricht sprachlich gut einbrin-
gen, beteiligte sich rege bei Sachthemen und erlernte das Lesen einfacher, kurzer Texte bis
hin zur Sinnentnahme. Im Mathematikunterricht bearbeitete sie Aufgaben im Zahlenraum bis
20 mit ihrem eigenen Anschauungsmaterial. Anfängliche Schwierigkeiten beim Aufgabenver-
ständnis und der Handlungsplanung überwand die Grundschullehrkraft mit dem Einsatz ei-
nes Tutorensystems. So wurde Laura abwechselnd von ihren Mitschülern bei der Bearbei-
tung von Arbeitsaufträgen unterstützt. Gegen Ende der Grundschulzeit arbeitete Laura
hauptsächlich nach einem von der Klassenlehrkraft erstellten Wochenplan.
Nach der 4. Klasse löste sich der Klassenverband weitgehend auf und Laura wechselte von
Beginn an in die Partnerklasse des Förderzentrums geistige Entwicklung, die an der Real-
schule untergebracht ist. Sie traf auf diesem Wege wieder mit einigen vertrauten Mitschülern
aus der Grundschule zusammen. Die Lehrkräfte der Realschule und die Lehrkräfte des För-
derzentrums haben es sich zur Aufgabe gemacht, mögliche gemeinsame Lernsituationen zu
gestalten und dabei den individuellen Lernbedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler