Table of Contents Table of Contents
Previous Page  72 / 641 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 72 / 641 Next Page
Page Background

69

2.2.5 Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Die Ausführungen in den Unterkapiteln a) bis f) sind dem bayeri-

schen Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung –

Grund- und Hauptschulstufe (2003) entnommen

und fokussieren die

Förderbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogi-

schem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.

Weitere praxisorientierte und nützliche Hinweise zur Inklusion in allen

sonderpädagogischen Förderschwerpunkten finden sich darüber hinaus

in den folgenden Kapiteln

2.3 Sonderpädagogischer Förderbedarf als Herausforderung

der allgemeinen Schulen – ein Resümee

und

2.4 Gedankliche Impulse zur Umsetzung

schulischer Inklusion.

Fallbeispiel „Laura“

Mit ihren 12 Jahren besucht Laura derzeit die 5. Jahrgangsstufe am Förderzentrum geistige

Entwicklung. Ihre Klasse ist als Partnerklasse an einer Realschule in der 15 km entfernten

großen Kreisstadt angegliedert. Während zur kooperierenden Klasse der Realschule 25 Kin-

der zählen, umfasst die Klasse des Förderzentrums insgesamt 10 Schülerinnen und Schüler.

Deren Klassenleitung wird von einer Lehrkraft für Sonderpädagogik mit 16 Wochenstunden

wahrgenommen, die weiteren Unterrichtsstunden werden durch einen Heilpädagogischen

Förderlehrer gehalten. An einem Tag in der Woche besucht die Klasse das Förderzentrum,

um dort Fachunterricht sowie Schwimmunterricht im Therapiebad zu erhalten.

Aufgrund eines mit ihrem Down-Syndrom verbundenen umfassenden Förderbedarfs wurde

Laura schon von ihrem ersten Lebensjahr an intensiv durch die Interdisziplinäre Frühförde-

rung begleitet. Mit drei Jahren besuchte sie den Kindergarten an ihrem Wohnort. Laura er-

hielt dabei stundenweise Unterstützung durch eine Heilpädagogin, die auch gemeinsam mit

den Erzieherinnen spezifische Angebote zur Selbstständigkeitserziehung, zur Förderung von

Wahrnehmung und Motorik sowie zum Sprachaufbau und zur Artikulation plante.

Auf Wunsch der Eltern besuchte Laura die wohnortnahe Grundschule. Aus dem Kindergar-

ten kannte sie bereits viele Mitschüler und zeigte sich generell sehr offen und kommunikativ.

Von Beginn an wurde Laura durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) des

zuständigen Förderzentrums Förderschwerpunkt geistige Entwicklung betreut. Dieser ver-

fasste einen förderdiagnostischen Bericht, auf dessen Grundlage die Klassenlehrkraft für

Laura einen Förderplan mit individuellen Förderzielen erstellte. In guter Zusammenarbeit mit

dem MSD wurde der Förderplan immer wieder auf Erreichen und Umsetzbarkeit hin über-

prüft und entsprechend aktualisiert. Laura konnte sich im Unterricht sprachlich gut einbrin-

gen, beteiligte sich rege bei Sachthemen und erlernte das Lesen einfacher, kurzer Texte bis

hin zur Sinnentnahme. Im Mathematikunterricht bearbeitete sie Aufgaben im Zahlenraum bis

20 mit ihrem eigenen Anschauungsmaterial. Anfängliche Schwierigkeiten beim Aufgabenver-

ständnis und der Handlungsplanung überwand die Grundschullehrkraft mit dem Einsatz ei-

nes Tutorensystems. So wurde Laura abwechselnd von ihren Mitschülern bei der Bearbei-

tung von Arbeitsaufträgen unterstützt. Gegen Ende der Grundschulzeit arbeitete Laura

hauptsächlich nach einem von der Klassenlehrkraft erstellten Wochenplan.

Nach der 4. Klasse löste sich der Klassenverband weitgehend auf und Laura wechselte von

Beginn an in die Partnerklasse des Förderzentrums geistige Entwicklung, die an der Real-

schule untergebracht ist. Sie traf auf diesem Wege wieder mit einigen vertrauten Mitschülern

aus der Grundschule zusammen. Die Lehrkräfte der Realschule und die Lehrkräfte des För-

derzentrums haben es sich zur Aufgabe gemacht, mögliche gemeinsame Lernsituationen zu

gestalten und dabei den individuellen Lernbedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler