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Anlage 1

Seite 1 von 5

Der Erziehungsauftrag von Schulen im Umgang mit emotional und sozial stark

belasteten Kindern und Jugendlichen

1. Beschreibung der Zielgruppe:

Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere von emotional und sozial stark belasteten Kindern

und Jugendlichen wie aggressives, gewalttätiges, delinquentes, ängstliches, traumatisiertes,

regressives, verweigerndes oder vermeidendes Verhalten und auch depressive oder

sexualisierte Verhaltensweisen

sind nicht auf (unveränderliche) Eigenschaften der

Persönlichkeit zurückzuführen und / oder als Folge einer gestörten Kind-Umfeld-Beziehung

anzusehen. Diese haben sich in Interaktionsprozessen im familiären, schulischen und

gesellschaftlichen Umfeld herausgebildet, zudem können Auswirkungen von

Entwicklungsstörungen, Krankheiten und Behinderungen verstärkend wirken.

Vor diesem Hintergrund sind Verhaltensauffälligkeiten immer als ein Signal des Kindes bzw.

Jugendlichen zu verstehen für Bedürfnisse, Ängste, Nöte oder Wünsche und erfordern

neben einer persönlichen Zuwendung meist auch spezifische Hilfs-, Förder- und

Stützangebote.

Emotional und sozial stark belastete Kinder und Jugendliche sind in allen Altersstufen und

Schulformen zu finden.

2. Pädagogische Handlungsfelder

Ziel erzieherischer Arbeit in der Schule ist die Persönlichkeitsbildung, die in enger

Verzahnung mit dem Bildungsauftrag und der Sozialerziehung steht.

Die nachfolgenden Ausführungen zielen darauf ab, Handlungsmöglichkeiten im Schulalltag

im Umgang mit emotional und sozial stark belasteten Schülern aufzuzeigen.

Mit Blick auf die Prävalenz

(Krankheitshäufigkeit)

und Persistenz

(Fortbestehen eines Symptoms)

von

emotional und sozial stark belasteten Kindern und Jugendlichen gewinnt eine

frühzeitige

Förderung

und Unterstützung besondere Bedeutung.

Präventive Arbeit verlangt schulische Rahmenbedingungen, die von der Haltung und

Einstellung des einzelnen Lehrers bis hin zu Schulkonzepten und Schulleitlinien reichen.

Eingesetzte Methoden sowie die personellen und materiellen Bedingungen bedürfen einer

ständigen Weiterentwicklung und Evaluation. In diesem Zusammenhang gewinnt die

Auseinandersetzung eines Kollegiums mit der Frage nach eigenen Haltungen und

Wertevorstellungen besondere Bedeutung. Daneben sind berufsbegleitende Maßnahmen

der Lehrerfortbildung auszubauen.

Im Schulalltag lassen sich grundsätzlich

drei Handlungsebenen

ausmachen:

Prävention

Intervention

multimodale Förderkonzepte (interdisziplinär verzahnt mit Kooperationspartnern)

Bei komplexem Förderbedarf des Schülers werden Hilfs- oder Unterstützungsangebote in

Kooperation mit schulischen oder externen Partnern gestaltet. In diesem Zusammenhang

kann auch eine enge Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Erziehungsberechtigten

mit gemeinsam abgestimmten Zielen enorme Wirkung zeigen.

Ein auf den Unterricht begrenztes Handeln kann nur

ein

Aspekt eines abgestimmten

Förderkonzeptes für emotional und sozial hoch belastete Schüler sein, wenn eine für alle

Beteiligten zufrieden stellende Veränderung eintreten soll. Um spezifische Förderkonzepte

und Hilfen für einzelne Schüler im Rahmen eines Unterrichts, einer Klasse bzw. einer Schule

erfolgreich durchführen zu können, bedarf es der grundsätzlichen Akzeptanz der gesamten

Schulfamilie. Damit wird deutlich, dass der gemeinsame

Erziehungsauftrag

von Schule und

Elternhaus in der Schulgemeinschaft abgestimmt werden muss. Dabei ist auf die Belange

aller Schüler zu achten. Nur so lässt sich die gesellschaftliche Bildungs- und

Erziehungsmitverantwortung

von Schule realisieren.