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13. Inklusive Unterrichtung und Förderung an Bayerns Schulen
Zusammenfassung
Die allgemeine Pädagogik verfolgt das Ziel, sich für Schülerinnen und Schüler mit ihren ver-
schiedenen Lernvoraussetzungen, Bildungsansprüchen und Erziehungserfordernissen ver-
antwortlich zu fühlen. Das wesentliche Prinzip von inklusiver Pädagogik ist die Wertschät-
zung der Diversität in der Bildung und Erziehung. Befürworter der Inklusion gehen von der
Tatsache aus, dass die Heterogenität die Normalität darstellt. Sie plädieren für eine Schul-
entwicklung, die die verschiedensten Bildungs- und Erziehungsbedürfnisse der Schülerinnen
und Schüler erfüllt. Um nicht in ein Spannungsfeld zwischen bewährten pädagogischen Ent-
wicklungen und neuen inklusiven Ansätzen zu kommen, gilt es, das Bewährte in Pädagogik
und Didaktik mit neuen Impulsen inklusiver Pädagogik zu bereichern. Erziehung, Unterricht
und Förderung unterliegen dem Wandel des pädagogischen Selbstverständnisses und sind
abhängig von vielfältigen Einflussfaktoren, die es jeweils zu beachten gilt. Hier kann die Ein-
beziehung von inklusiver Pädagogik wertvolle Anregungen liefern, die jeder Schule vor Ort
erweiterte Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in den verschiedenen Facetten von
individuellem Förderanspruch und dem Anspruch der Klasse bzw. Gruppe eröffnen.
Die inklusive Ausrichtung einer Schule setzt einen pädagogischen Wertekonsens der gesam-
ten Schulfamilie und Kooperationsbereitschaft voraus. Der Reflexion der eigenen Einstellun-
gen und Haltungen kommt hierbei eine herausragende Rolle zu: Mit einer prinzipiellen Of-
fenheit und einer solidarischen Grundeinstellung der Pädagogen kann die inklusive Weiter-
entwicklung von Unterricht und Schulleben gelingen.
Unterricht und Schulleben müssen sich der Heterogenität von Lerngruppen im Allgemeinen
und von Schülergruppen im Besonderen durch Individualisierung und die Wahrnehmung der
Gruppe als soziale Einheit anpassen. Inklusiver Unterricht erfordert ein vielseitiges, differen-
ziertes und individualisiertes Lernangebot für die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedli-
chen Fähigkeiten, Interessen und Begabungen. Eine mögliche Hilfe zur Planung inklusiven
Unterrichts bieten die inklusionsdidaktischen Netze von Heimlich und Kahlert (vgl. Heimlich &
Kahlert 2012). Sie versuchen, die lernbereichsspezifischen, inhaltlichen Herausforderungen
des Lehrplans und die individuellen, entwicklungsorientierten Herausforderungen der Schüler
didaktisch zu verzahnen. Als didaktisch-methodische Formen der Umsetzung bieten sich als
Ergänzung zum gemeinsamen Klassenunterricht insbesondere offene Unterrichtsformen wie
Freiarbeit, Projektunterricht, Wochenplanarbeit, Lerntheken, Lernzirkel und Lernspaziergän-
ge an.