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Das Gelingen von inklusiver Beschulung wird ganz entscheidend durch die Einstellungen

und das Verhalten der Lehrkraft beeinflusst. Insofern kommt der Reflexion eigener Haltungen

durch die Lehrkräfte eine ausschlaggebende Bedeutung zu. Das moderne Gedankengut der

Inklusion geht bis in die Zeit der Aufklärung zurück. Es verfolgt das Ziel der Chancengleich-

heit aller Menschen, so auch von Menschen mit Behinderungen, vor dem Hintergrund der

Achtung der Menschenwürde und der Wertschätzung jedes einzelnen Menschen in seiner

Besonderheit. Dieses humanitäre Gedankengut wurde 2006 in der UN-

Behindertenrechtskonvention, einem völkerrechtlichen Vertrag, schriftlich fixiert. Inzwischen

haben über 150 Länder weltweit die Konvention ratifiziert und sich somit international zur

Umsetzung von Inklusion verpflichtet. Insofern stellt sich nicht die Frage,

ob

, sondern

wie

Inklusion erfolgreich umgesetzt werden kann.

2.4 Gedankliche Impulse zur Umsetzung schulischer Inklusion

In den sieben sonderpädagogischen Förderschwerpunkten ist eine Zunahme von inklusiv

beschulten Schülerinnen und Schülern in allen Schularten zu beobachten. Die aufgrund bil-

dungspolitischer und gesamtgesellschaftlicher Bestrebungen rasch vollzogenen schulrechtli-

chen Veränderungen im Bereich der Inklusion führen auf Seiten der Lehrkräfte in Anbetracht

fehlender Ausbildungsinhalte und Erfahrungen nicht selten zu dem anfänglichen Gefühl von

Überforderung. Es wird auch zukünftig, selbst nach der Änderung der Ausbildungsinhalte,

nicht erwartet, dass eine Lehrkraft sonderpädagogischen Fragestellungen ohne spezielle

Vorbereitung und Unterstützung von Anfang an sicher und kompetent begegnet. Es wird an-

gesichts der Vielzahl der Störungsbilder und Förderbedürfnisse vielmehr in jeder Einzelsitua-

tion erforderlich sein, sich über die entsprechenden Gegebenheiten speziell zu informieren

und eine geeignete Unterstützung zusammen mit dem MSD zu organisieren.

Die nachfolgenden Impulse sollen Lehrkräfte und Schulleitungen bei den

alltäglichen Herausforderungen im inklusiven Schulalltag durch geistige

Perspektivenwechsel und konkrete Empfehlungen unterstützen:

1. Betrachten Sie die positiven Seiten der Inklusion: Neben den möglicherweise zusätzlichen

Arbeitsbelastungen bietet die Inklusion eines Kindes/Jugendlichen wesentliche Chancen:

• Inklusion verwirklicht den pädagogischen Auftrag und Anspruch, jedes Kind so anzu-

nehmen, wie es ist.

• Sie eröffnet die Gelegenheit, das besondere Erleben und Verhalten von jungen Men-

schen mit Behinderungen bzw. sonderpädagogischem Förderbedarf kennenzulernen

und so auch den eigenen Horizont zu erweitern!