Kein Abschluss ohne Anschluss: Mehr Hilfe für Spätzünder

Lernen im eigenen Tempo: Bayerns Schulen ermöglichen künftig noch mehr Flexibilität
Lernen im eigenen Tempo: Bayerns Schulen ermöglichen künftig noch mehr Flexibilität

Markus könnte fleißiger sein. Das weiß auch seine Mutter Petra M. Aber der 14-Jährige interessiert sich einfach nicht für Schule – ganz anders seine Schwester, die das Gymnasium besucht. Markus, der auf die Mittelschule geht, ist ein „Spätzünder“, da ist sich die Mutter sicher.

Die Wissenschaft gibt nun Hoffnung: Von der Intelligenz eines Kindes den Lebensweg abzuleiten, wurde unlängst von der Gehirn-Forschung als Irrtum entlarvt. Demnach kann in der Pubertät die Hirnleistung steigen oder sinken. Laut der britischen Studie ist die wichtigste Trainingszeit für das Gehirn die Pubertät. Während des Erwachsenwerdens kann sich der Intelligenzquotient (IQ) noch deutlich ändern, berichten die Forscher im Fachjournal „Nature“. Studienautorin Cathy Price erläuterte: „Wir haben die Tendenz, Kinder relativ früh im Leben zu beurteilen und ihren Ausbildungsweg festzulegen“. Die Ergebnisse zeigten aber, dass sich die Intelligenz von Kindern noch entwickeln, ihr IQ signifikant verbessern kann. Zugleich halten leistungsstarke Kinder ihr Potenzial womöglich nicht.

Forschung bestätigt bayerisches Schulsystem
Die jüngsten Forschungs-Ergebnisse bestätigen auch das flexible bayerische Schulsystem. Denn schon heute gilt: Die Entscheidung nach der Grundschule für eine weiterführende Schulart ist keine endgültige Entscheidung über den zu erreichenden Schulabschluss, da ein flexibler Wechsel zwischen den Schularten auch später noch möglich ist. Für die einzelnen Schularten gibt es Aufnahmebedingungen. Diese sollen Eltern dabei unterstützen, den aktuell richtigen Weg für ihr Kind zu finden. Auch nach dem erfolgten Übertritt werden die Kinder besonders im Rahmen der Gelenkklasse in der Jahrgangsstufe (Jgst.) 5 individuell begleitet und gefördert, beispielsweise mit Intensivierungsstunden und Ergänzungsunterricht. So kann die Wahl der Schullaufbahn gegebenenfalls überprüft und angepasst werden.

Aufbruch Bayern: Neue Investitionen in die Bildung
Aufbruch Bayern: Neue Investitionen in die Bildung

Und die gute Nachricht für Mütter wie Petra M.: Der Freistaat will im Rahmen der Zukunftsinitiative „Aufbruch Bayern“ das differenzierte Schulwesen noch weiter ausbauen. Schule wird in Bayern noch flexibler und nach oben durchlässiger. Konkret: Spätzünder Markus bekommt noch mehr Chancen auf weiterführende Abschlüsse. Dabei verstärkt die Weiterentwicklung der Hauptschule zur Mittelschule in hohem Maß die individuelle Förderung der Schüler. Das Ziel von Schulleben und Unterricht ist es, eine solide Basis für lebenslanges Lernen zu schaffen und mehr Möglichkeiten einer Weiterqualifizierung zu eröffnen. Inzwischen ist es für leistungsstarke Schüler gang und gäbe, an der Mittelschule einen mittleren Schulabschluss und anschließend an anderen weiterführenden Schulen die (fachgebundene) Hochschulreife zu erwerben. Schon heute werden 43 Prozent der Studienberechtigungen in Bayern außerhalb des Gymnasiums erworben – und es sollen mehr werden!

Neue Chancen durch die Mittelschule
An der Mittelschule bieten sich neben den vielfältigen Angeboten einer beruflichen Qualifizierung zwei Wege an:

  • Der „klassische“ Weg über den Mittlere-Reife-Zug der Mittelschule ermöglicht leistungsstarken Schülern ab der Jgst. 7 die Teilnahme an einem Unterricht mit erhöhtem Anforderungsniveau. Am Ende der Jgst. 10 kann durch eine Abschlussprüfung der mittlere Schulabschluss – analog zu den Abschlüssen der Realschule und Wirtschaftsschule – erworben werden.
  • Ein „neuer“ Weg zu einem mittleren Schulabschluss über die sogenannten „9+2–Modelle“ zeigt an Versuchsschulen beachtliche Erfolge. Daher wird er in den nächsten Schuljahren an zahlreichen weiteren Standorten eingeführt. Bei dem Modell erwerben die Schüler in der Jgst. 9 zunächst den qualifizierenden Hauptschulabschluss und besuchen dann für weitere zwei Schuljahre besondere Klassen, die z. B. von Lehrkräften aus der Mittelschule und der Realschule unterrichtet werden. Durch diese besondere Förderung werden Leistungspotenziale besser erschlossen.

Für Schüler wie Markus eröffnet sich hier eine zusätzliche Möglichkeit, einen mittleren Schulabschluss zu erreichen.
Je nach individuellen Neigungen und Fähigkeiten kann nach dem Erwerb einer Mittleren Reife – neben einer breiten Palette interessanter Ausbildungsberufe – die (fachgebundene) Hochschulreife ein weiteres Ziel sein. Beide aufgezeigten Wege vermitteln die notwendigen Qualifikationen, um an der Fachoberschule die Hochschulreife zu erwerben.

Einführungsklassen bereiten auf einen optimalen Übertritt in die gymnasiale Oberstufe vor
Einführungsklassen bereiten auf einen optimalen Übertritt in die gymnasiale Oberstufe vor

Einführungsklassen fördern Durchlässigkeit
Wichtig für die höhere Durchlässigkeit des bayerischen Schulsystems sind auch so genannte Einführungsklassen. Sie ermöglichen Schülern der Realschule, Wirtschaftsschule und des M-Zuges der Mittelschule nach Erwerb des mittleren Schulabschlusses einen optimalen Übertritt in die Oberstufe des Gymnasiums und damit den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Das leisten die Einführungsklassen mit einer flexiblen Konzeption der Stundentafel, die eine an den speziellen Bedürfnissen der Schüler orientierte Vorbereitung auf die Oberstufe erlaubt. Die Einführungsklassen orientieren sich am Gymnasiallehrplan der Jgst. 10 und führen die Schüler in die Breite der gymnasialen Fächer ein, um ihnen die in der Oberstufe vorgesehenen Wahlmöglichkeiten offen zu halten.

Einführungsklassen gibt es aktuell an insgesamt 36 Standorten in Bayern. Damit ist gut ein Drittel der 71 Landkreise und 25 kreisfreien Städte im Freistaat versorgt. Künftig will das Kultusministerium das Angebot bedarfsorientiert flächendeckend ausweiten, um vor allem in ländlichen Regionen, wo der Übertritt von der Realschule an das Gymnasium bisher eher selten ist, die Aufstiegsmöglichkeiten für Schüler ins Gymnasium zu vergrößern.

Bis zur Hochschulreife: Von der Berufsschule führen viele Wege zu weiteren Abschlüssen
Bis zur Hochschulreife: Von der Berufsschule führen viele Wege zu weiteren Abschlüssen

Der Weg über eine Berufsausbildung im dualen System oder vollzeitschulisch bereitet optimal auf eine qualifizierte berufliche Tätigkeit vor und bietet zusätzlich die Möglichkeit, zu den beruflichen Abschlüssen alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse nachzuholen. Abhängig von ihrer Vorbildung und den Leistungen in der Berufsschule oder Berufsfachschule können Jugendliche zusätzlich den erfolgreichen Hauptschulabschluss oder den mittleren Schulabschluss erwerben. Schüler, die schon über einen guten mittleren Schulabschluss verfügen, haben in mehreren doppelt qualifizierenden Bildungsangeboten die Chance, parallel zu ihrem Berufsabschluss die Fachhochschulreife zu erlangen.

Viele Wege führen zur Hochschulreife
Das Angebot der Fachoberschule wendet sich an junge Menschen mit einem mittleren Schulabschluss, die unmittelbar nach ihrem Schulabschluss innerhalb von zwei Jahren die Fachhochschulreife bzw. in drei Jahren die allgemeine Hochschulreife erwerben wollen. Um Schülern, die den mittleren Schulabschluss nicht an der Realschule erworben haben, den Übergang in die Fachoberschule zu erleichtern, können sie sich für den freiwilligen Besuch einer Vorklasse entscheiden. Dabei erleichtert ein vorbereitender Besuch der Vorklasse den Einstieg. Neu dabei: Dieses Angebot der Vorklasse soll in den nächsten Schuljahren flächendeckend in ganz Bayern ausgebaut werden.

Aufbauend auf einem Berufsabschluss und einer mindestens einjährigen Berufspraxis bereiten Fachschulen (Techniker- und Meisterschulen) bzw. Fachakademien auf eine gehobene berufliche Tätigkeit vor und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, zeitgleich eine Hochschulreife zu erwerben.

Als weiteres schulisches Bildungsangebot nach einer Berufsausbildung oder einer mehrjährigen beruflichen Tätigkeit eröffnet die Berufsoberschule Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss in vier Ausbildungsrichtungen den Weg zur Hochschule. Junge Menschen mit einem Berufsabschluss, jedoch ohne mittleren Schulabschluss, können über eine einjährige Vorklasse an die Berufsoberschule gelangen. Diese Möglichkeit steht auch Jugendlichen offen, die den mittleren Schulabschluss z.B. über einen beruflichen Abschluss erworben haben und sich freiwillig auf den Besuch der Berufsoberschule vorbereiten wollen.

Für Petra M. und ihren Sohn zeigen die Anstrengungen des Freistaats vor allem eines: Die Zukunft steckt voller Möglichkeiten.

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