„Europameister“: Jakob Rappenglück gewinnt Lateinwettbewerb in Italien

Soll man sich politisch engagieren? Einen Text Ciceros über dieses heute wie vor 2.000 Jahren so wichtige Thema hat Jakob Rappenglück aus München so gut bearbeitet, dass er den internationalen Lateinwettbewerb in Arpino (Italien) gewonnen hat.

Jakob Rappenglück, der die 11. Klasse des Wilhelmsgymnasiums in München besucht, ist 2012 wohl der beste Lateinschüler Europas. Alljährlich treffen sich im Mai in Arpino, einer kleinen Stadt rund 80 km südlich von Rom und Geburtsort Ciceros, die besten Lateinschüler von Abiturklassen aus ganz Europa. Man kann daher auch von einer inoffiziellen EM sprechen. Die Schirmherrschaft haben der italienische Außenminister sowie der italienische Unterrichts- und Wissenschaftsminister.
Beim „Certamen Ciceronianum Arpinas“ gilt es für die Teilnehmer, in einer fünfstündigen Klausur einen hochanspruchsvollen Text Ciceros in ihre Landessprache übersetzen und einen freien Kommentar dazu zu verfassen.
Das Thema in diesem Jahr: Politisches Engagement

Soll man sich politisch engagieren? Mit dieser hochaktuellen Frage durften sich die rund 300 Teilnehmer in diesem Jahr auseinandersetzen. Textgrundlage dazu war ein Ausschnitt aus Ciceros staatstheoretischer Schrift „De re publica“.
„Er befasst sich mit dem Thema Politikverdrossenheit beziehungsweise der Frage, ob sich auch weise Menschen mit dem Staatsdienst beschäftigen sollen. Außerdem übt Cicero scharfe Kritik an denjenigen, die keine Ahnung vom Regieren haben und nicht aus eigenem Antrieb heraus, sondern nur in Notzeiten, unter äußerem Zwang, die Führung des Staates übernehmen“, fasst Jakob Rappenglück den Inhalt zusammen.
Er unterstreicht die die hohe Aktualität des Textes: „Auch aktuell herrscht ja eine gewisse Politikverdrossenheit: Die Leute - glaube ich - interessieren sich nicht so sehr für das, was eigentlich wichtig wäre. Zum Beispiel scheint die Beliebtheit von Politikern nicht von deren Potenzial, sondern deren Auftreten maßgeblich abhängig zu sein. Außerdem wissen einfach viel zu wenige genug über die aktuelle Tagespolitik, um mitreden, um etwas verändern zu können.“
Das Rahmenprogramm: Kultur und Begegnung junger Europäer

Die Veranstaltung, die drei Tage lang dauert, besitzt ein reiches Rahmenprogramm, das auch Gelegenheit zur Begegnung zwischen den Teilnehmern aus vielen Ländern gibt.
Ein Höhepunkt ist der Besuch der Wettbewerbsteilnehmer im Kloster Montecassino mit Empfang durch dessen Abt - natürlich mit einer lateinischen Rede.
Ein großes abendliches Fest auf der Piazza von Arpino mit allen Teilnehmern und Begleitern, das eine Attraktion für die ganze Region ist, ist ein weiteres Highlight.

Hier zeigt sich: Der Wettbewerb und die gemeinsame Begeisterung für Latein, das die sprachliche und kulturelle Entwicklung Europas wesentlich (ge)prägt (hat), schaffen eine großartige Gelegenheit, den europäischen Geist lebendig werden zu lassen.
Das Humanistische Gymnasium in Bayern - europaweit erfolgreich
Neben Jakob Rappenglück wurde mit Joseph Rumstadt vom Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg, der den sechsten Platz belegte, ein weiterer Schüler eines altsprachlichen Gymnasiums in Bayern ausgezeichnet. Dies belegt eindrucksvoll, dass die bayerischen Humanistischen Gymnasien nicht nur den deutschlandweiten, sondern auch den europaweiten Vergleich nicht zu scheuen brauchen.
Weitere Informationen:
- Homepage des Certamen Ciceronianum Arpinas (u.a. mit dem Wettbewerbstext)
- Video von der Preisverleihung
Stand: 21. Mai 2012 // Bilder: www.certamenciceronianum.it (3), privat (1)