Der palästinensische Terror

Die acht Terroristen, die die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen ausführten, gehörten der Organisation Schwarzer September an, die aus der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) hervorging.
Der ägyptische Staatschef Gamal Abdel Nasser trat öffentlich als Fürsprecher der Palästinenser auf und initiierte 1964 die Gründung der Palestine Liberation Organization (PLO) als der zentralen Vertretung der Palästinenser. Ziel der PLO war die Beseitigung des Staates Israel und die Gründung eines eigenständigen palästinensischen Staates. Als Konsequenz des militärischen Scheiterns gegen Israel verlegten sich palästinensische Organisationen auf eine „Internationalisierung“ ihres Kampfes gegen Israel und nahmen mit spektakulären Anschlägen eine Führungsrolle im internationalen Terrorismus ein.
Nach dem Sechstagekrieg verlagerten sich immer mehr militante, palästinensische Gruppierungen nach Jordanien und wurden für das jordanische Königshaus zu einer ernsten Bedrohung: Sie kontrollierten ganze Regionen im Norden des Landes und etablierten einen Staat im Staat. Anfang September 1970 versuchten palästinensische Terroristen den jordanischen König Hussein zu ermorden. Kurz darauf entführte die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) fünf Flugzeuge und sprengte vor den Augen der Weltöffentlichkeit drei davon auf jordanischem Boden in die Luft. Als Reaktion darauf vertrieb König Hussein einen Großteil der Palästinenser und ihrer Organisationen aus Jordanien. Dabei kam es zu Massakern an Palästinensern, die diese blutigen Auseinandersetzungen fortan als Schwarzen September bezeichneten.
Benannt nach den Ereignissen in Jordanien formierte sich 1971 die Terrororganisation Schwarzer September. Ihr Ziel war es, Rache am jordanischen Königshaus zu nehmen und – wie bei allen palästinensischen Terrororganisationen – Israel zu bekämpfen. Der Schwarze September verübte Mordanschläge und attackierte Wirtschaftsunternehmen, die er ideologisch dem „Imperialismus und Zionismus“ zuordnete.
1972 war nicht nur das Sportereignis selbst ein weltweit beachtetes Medienspektakel, auch das Attentat wurde zu einem globalen Medienereignis. Fernsehstationen aus der ganzen Welt berichteten live über die Ereignisse des 5. und 6. September 1972. Erstmals konnten Zuschauer an ihren Bildschirmen ein Attentat in Echtzeit mitverfolgen. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt das Olympia-Attentat daher gemeinhin als die Geburtsstunde des internationalen Terrorismus, weshalb ihm in der Geschichte des internationalen Terrorismus eine besondere Bedeutung zukommt.
Foto: Comando Vigili del Fuoco, Trieste