Frankreich

Schülerinnen und Schüler berichten von ihrem Auslandsjahr in Frankreich:

Ankunft im Gastland

Ich bin am 3. September von Frankfurt nach Paris geflogen bin und danach weiter nach Lyon. Um genau zu sein, hatte ich bis dahin kaum Informationen über meine Gastfamilie, ich wusste nur meinen Ort: Voiron. Das ist eine kleine Stadt im Osten von Frankreich, welche mit dem Auto ungefähr eine Stunde von Lyon entfernt ist. An meinem Anreisetag wurde ich sehr oft überrascht, weil ich praktisch nichts über meine neue Familie wusste. In Lyon wurde ich von meinem Gastvater und meinen beiden kleinen Gastschwestern Camille (9) und Alix (12) abgeholt. Ich hatte mich super über meine beiden Gastgeschwister gefreut, weil ich in Deutschland „nur“ einen großen Bruder habe und mir immer kleinere Geschwister gewünscht habe.

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Nun möchte ich ein bisschen über meine ersten Wochen sprechen, welche zum einen am interessantesten waren, aber meiner Meinung nach auch die Schwierigsten. Es gab schöne Momente, wie die erste Wanderung in den Bergen mit meiner Gastfamilie und mit einer wunderschönen Aussicht oder als mir meine Gastschwestern sämtliche Kartenspiele beigebracht haben, aber auch Momente, wo ich am liebsten nur noch zurück nach Deutschland wollte, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, allein zu sein. Ich erinnere mich daran, als ich den ersten Mittwoch weinend nach Hause gelaufen bin oder als ich abends in meinem Bett lag und Angst hatte, in die Schule zu gehen. Das sind meine ersten Wochen gewesen: Ich habe mich oft allein gefühlt, traurig und verloren in einer Stadt, 700 km entfernt von meiner Familie.

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Während der ersten Woche konnte ich mich noch etwas entspannen und meine Gastfamilie besser kennenlernen. Am 1.September musste ich dann das erste Mal in die Schule und auch wenn es nur für 3 Stunden war, hatte ich riesige Angst, da ich ja keinen kannte. Als am Montag dann wirklich der Unterricht losging, hatte ich noch mehr Angst, weil mein Französisch am Anfang sehr schlecht war und ich nicht alles verstanden habe und ich ja immer noch niemanden kannte. Aber direkt in der ersten Stunde hatte ich Englisch und hab mich mit den Leuten in meiner Gruppe sehr gut verstanden.

Gastfamilie

Das Verhältnis mit meiner Gastfamilie ist auch super, weil wir viele Gemeinsamkeiten haben und ich ihnen viel erzähle und sie mir auch. Da ich gerne koche und backe, habe ich schon die ein en oder anderen deutschen Gerichte gebacken oder gekocht. An Wochenenden oder in den Ferien besuchen wir Freunde von meiner Gastfamilie oder machen etwas bei uns daheim.

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Sehr hat mir auch Weihnachten gefallen, da ich da wieder die lokale Küche entdecken konnte, darunter andere Meeresfrüchte und Wildschweinfleisch, und weil meine Gastfamilie sehr nett war, mir auch, wie den anderen Kindern, einige kleine Geschenke zu besorgen. Ich habe mich zum ersten Mal wie ein Teil der Familie gefühlt.

Land und Leute

Mittlerweile habe ich einige Freunde gefunden, da Franzosen doch sehroffen sind. Mit diesen Freunden esse ich in der Kantine zusammen und wir reden und lachen viel gemeinsam.

Kultur

Ich möchte noch einmal ein bisschen auf die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland eingehen. Man könnte denken, da gibt es nicht so viele, denn Frankreich ist ja schließlich nur ein Nachbarland von Deutschland, aber einige Unterschiede gibt es doch. Ich erinnere mich daran, als ich das erste Mal aus der Schule zurückgekommen bin und meine Schwester mir das „goûter“ erklärt hat. Wir waren im Garten gesessen und sie hat das Brotbrett geholt. Bis jetzt war noch alles normal, aber als sie dann eine Tafel Schokolade geholt hat und mir erklärt hat, man solle das Baguette und die Schokolade zusammen essen, war ich verwirrt. Eigentlich ist nichts Unnormales dabei, aber mich hat es gewundert, dass man die Tafel Schokolade in das Baguette steckt und isst. Warum isst man nicht einfach Nutella? Das war einer der ersten Unterschiede, die ich festgestellt habe, was typisch französisch ist.

Schule

Der nächste große Unterschied, groß ist fast etwas untertrieben, enorm passt besser: der Schulalltag. Der präsenteste Unterschied ist die Dauer der Schule. In Deutschland endet Schule oft um 13:00 Uhr, aber in Frankreich kann man davon nur träumen. Schule endet hier normalerweise um 15:35, aber eher 17:30. Mittwoch endet Schule aber immer und für alle um 12:00 Uhr.

Sprache

Ich bin eine ziemlich schüchterne Person und dazu kommt, dass ich bei meiner Ankunft ziemlich schlecht Französisch gesprochen habe, was es ziemlich schwer machte, Freunde zu finden. Glücklicherweise half mir eine andere Austauschschülerin, mit der ich mich auf Englisch anfreundete, Freunde zu finden, mit denen ich jetzt meistens auf Französischkommuniziere. Paradoxerweise spricht sie noch weniger Französisch, aber dafür ist sie extrovertiert und fand Freunde, indem sie meistens auf Englisch gesprochen hat.

Zum Schluss: Betrachtungen und Erkenntnisse

Ich glaube das Wichtigste, was ich soweit hier gelernt habe, ist zu schätzen. Es macht mich so glücklich, wenn ich zum Beispiel mit meiner Gastfamilie lache oder auch mit den Leuten in der Schule oder wenn ich es schaffe, eine gute Konversation zu führen.  Beides sind Dinge, die mir als introvertierte Person vor allem auf Französischschwerfallen. Was auch dazu beigetragen hat, ist die französische Mentalität, die Wert auf Höflichkeit und damit auf Dankbarkeit legt. Einfach oft Danke zu sagen, hat mich dankbarer gemacht. Ich habe auch gelernt, meine Familie in Deutschland zu schätzen. Ich hatte nie das Gefühl, ich hätte eine sehr gute Beziehung mit ihnen. Aber jetzt, als nicht wirklich Teil der Familie, in der ich lebe, realisierte ich, wie eng ich ihnen stand und wieviel wir teilten. Ich realisierte auch, wie viel meine Eltern für meine Geschwister und mich tun, was nicht selbstverständlich ist.

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Mein Auslandsjahr ist chaotisch gestartet und war am Anfang nicht ganz leicht, aber ich bin bereit, meine nächsten sechs Monate mit einer wundervollen Familie zu verbringen und noch mehr einzigartige Erfahrungen zu erleben. Ich weiß, was auf mich wartet und ich bin bereit diesen Weg zu gehen.

Hätte man mich vor fünf Monaten gefragt, warum ich ein Auslandsjahr mache, hätte ich gesagt: Um die Sprache zu lernen. Heute würde ich sagen:

  • Ich mache ein Auslandsjahr, um eine neue Familie kennenzulernen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, und mit diesen Menschen eine ganz besondere Beziehung aufzubauen.
  • Ich mache ein Auslandsjahr, um in eine andere Welt zu schauen, die ich erkunden möchte.
  • Ich mache ein Auslandsjahr, um mich selbst auf eine ganz neue Art und Weise kennenzulernen.

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