Verleihung des Bundesverdienstordens Drei Auszeichnungen würdigen Engagement für Erinnerungskultur

Bild: Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo mit den Ordensträgerinnen (v. l.): Frau Dr. Kronawitter, Frau Dr. Umlauf, Frau Macek
Bild: Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo mit den Ordensträgerinnen (v. l.): Frau Dr. Kronawitter, Frau Dr. Umlauf, Frau Macek

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo hat drei Frauen, die sich in besonderer Weise für die Erinnerungskultur und gegen das Vergessen der NS-Verbrechen einsetzen, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet: Dr. Eva Umlauf, Ilse Macek und Dr. Hildegard Kronawitter.

Frau Dr. Eva Umlauf und Frau Ilse Macek werden mit dem Verdienstkreuz am Bande beliehen, Frau Dr. Kronawitter erhält das Verdienstkreuz erster Klasse. Der Bundesverdienstorden ist die höchste Auszeichnung, welche die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Kultusminister Prof Dr. Michael Piazolo zeigt sich beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement der drei ausgezeichneten Frauen: „Die Ordensträgerinnen zeigen auf eindrückliche Weise: Erinnerungskultur und Zivilcourage gehen Hand in Hand. Mit ihrem Einsatz für die Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit machen sie deutlich: Ein lebendiges und kritisches Geschichtsbewusstsein ist für die demokratische Kultur und bei der Entwicklung zur politischen Mündigkeit unverzichtbar. Für mich ist klar: Bildung und Erziehung sind das wirksamste Mittel gegen Hass und Intoleranz. Ich bin dankbar, dass sich die ausgezeichneten Frauen auch besonders dafür einsetzen, das geschichtliche Erbe jungen Menschen zugänglich zu machen!“

Dr. Hildegard Kronawitter

Die Wirtschafts- und Sozialhistorikerin Dr. Hildegard Kronawitter widmet sich in herausragender Weise der Erinnerungskultur, insbesondere dem Erbe der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Seit 2009 ist Frau Dr. Kronawitter Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e. V. Der Verein betreibt die „DenkStätte“ Weiße Rose im Haupthaus der Ludwig-Maximilians-Universität München, würdigt so die Zivilcourage der Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime und widmet sich der Förderung zivilen Engagements und demokratischen Bewusstseins. Die Wiedereröffnung der „DenkStätte“ nach inhaltlicher Neukonzeption im Jahr 2017 ist ein wesentliches Verdienst der Historikerin. Frau Dr. Kronawitter hat aber auch immer den Blick auf aktuelle Problemlagen gerichtet. Eines ihrer Herzensanliegen ist das Thema Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen, dem sie mit ihrem Engagement große Aufmerksamkeit verschafft. Dr. Hildegard Kronawitter war von 1998 bis 2008 Mitglied des Bayerischen Landtags, 2013 wurde sie mit dem Bayerischen Verdienstorden beliehen.

Kultusminister Piazolo würdigt ihren Einsatz: „Ihr unermüdliches Engagement für das Erbe der Weißen Rose ist ein Appell für Mitmenschlichkeit, Frieden und Toleranz – Werte, die gerade in Kriegs- und Krisenzeiten so wichtig sind. Herzlichen Dank dafür! Ihre persönliche Strahlkraft, mit der Sie sich einmischen und leidenschaftlich für Ihre Überzeugungen kämpfen, haben München, Bayern und unser ganzes Land bereichert.“

Ilse Macek

Auch die Politikwissenschaftlerin Ilse Macek engagiert sich bereits seit den 1980er Jahren mit viel Herzblut für die Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes und gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus. Sie betreibt Ahnenforschung zu verfolgten Münchner Juden und trägt in mühevoller Kleinarbeit unzählige Biografien von Opfern der NS-Verfolgung zusammen. Dabei unterstützt sie auch den Verein Mitzwe Makers e. V., der in geführten Touren am 9. November die Orte und Lebenssituationen von Münchner Juden während der NS-Zeit nachzeichnet. Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Gedenken an den 9. November 1938“ liegt ihr die Erinnerung an die Novemberpogrome besonders am Herzen. Seit 1998 ist Ilse Macek im Verein Gegen das Vergessen – für Demokratie e. V tätig und koordiniert dort als Sprecherin der regionalen Arbeitsgruppe München Vorträge, Zeitzeugengespräche und Schülerprojekte. Mit Zielstrebigkeit, Mut und Organisationstalent hält sie dabei auch die Erinnerungen an andere verfolgte Gruppen des NS-Regimes hoch. Die ehemalige Dozentin an der Münchner Volkshochschule ist heute im Vorstand des „Vereins der Förderer und Freunde der Münchner Volkshochschule e. V“ aktiv. Sie ist maßgeblich verantwortlich für die Kooperation der Münchner Volkshochschule und der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

„Den Opfern ein Gesicht und eine Stimme geben – das ist das Ziel Ihres großartigen Engagements. Sie haben es geschafft, zahllose Biografien im Bewusstsein der Münchnerinnen und Münchner zu verankern. Wen wir vorher nur aus Listen und Tabellen kannten, der steht durch Ihren Einsatz als Mensch aus Fleisch und Blut vor unserem geistige Auge. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag zur Erinnerungskultur und zur Münchner Stadtgeschichte“, würdigte Kultusminister Piazolo das Lebenswerk von Ilse Macek.

Dr. Eva Umlauf

Auch die Kinderärztin Dr. Eva Umlauf setzt sich beispielhaft gegen das Vergessen und gegen Antisemitismus ein. Sie wurde 1942 im Arbeitslager Nováky (heute Slowakei) geboren und mit zwei Jahren zusammen mit ihren Eltern ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihre eintätowierte Häftlingsnummer
„A 26 959“ begleitet sie ein Leben lang. Eva Umlauf ist eine der jüngsten Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz, wo sie sogar auf der Krankenstation des berüchtigten Lagerarztes Dr. Josef Mengele lag. Nach dem Ende der NS-Zeit wuchs Eva Umlauf in der Slowakei auf, studierte Humanmedizin und siedelte 1967 nach Deutschland über. In München konnte sie erstmals ihren jüdischen Glauben frei leben. Mit ihrer Lebensgeschichte setzt sie sich heute als Zeitzeugin gegen das Vergessen der NS-Gräueltaten ein, sowohl in Live-Veranstaltungen als auch als Autorin ihrer Biografie mit dem Titel „Die Nummer auf deinem Unterarm ist so blau wie deine Augen“. Eva Umlauf war Rednerin bei der Gedenkfeier zum 66. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 2011. Seit 2018 beteiligt sie sich am Projekt „Lernen mit digitalen Zeugnissen“ der LMU München, das die Erinnerungsarbeit u. a. durch Hologramme auf eine Zeit nach den Zeitzeugen vorbereitet. Noch heute praktiziert Dr. Umlauf als Kinderärztin und Psychotherapeutin und engagiert sich als Mitglied der „Ärztlichen Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen e. V.“. Eva Umlauf hat die Erinnerungskultur maßgeblich geprägt, mischt sich aber auch in aktuelle gesellschaftliche Debatten ein und bezieht klar Stellung gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus. Im Jahr 2018 würdigte das Museum MOCAK in Krakau die engagierte Zeitzeugin mit der Auszeichnung „Wind of Memory“.

Kultusminister Piazolo würdigt das Engagement der Zeitzeugin: „Ihre Lebensgeschichte zeigt uns das Schlimmste, wozu Menschen fähig sind – sie zeigt uns aber auch, dass selbst nach Auschwitz ein gelingendes Leben möglich ist. Sie sind der lebende Beweis, dass es auch in den dunkelsten Stunden Hoffnung gibt und dass es sich zu hoffen lohnt. Herzlichen Dank, dass Sie Ihre Geschichte mit uns und kommenden Generationen teilen!“

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