Pressemitteilung Nr. 202 vom 09.09.2011 Kultusminister Ludwig Spaenle gibt Schwerpunkte der Anstrengungen bayerischer Bildungspolitik und -praxis für das neue Schuljahr bekannt

Mehr Ganztag, mehr Teilhabechancen und vielfältige individuelle Bildungsangebote

1,75 Millionen junge Menschen an Bayerns Schulen im Schuljahr 2011/2012 – allein 110.000 Erstklässler

MÜNCHEN. "Bayern setzt im neuen Schuljahr 2011/2012 seine Anstrengungen für eine qualitätsvolle Bildung der jungen Menschen fort und erweitert dabei die Teilhabechancen für Schülerinnen und Schüler unabhängig vom Elternhaus", zeigte heute Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle unmittelbar vor Beginn des neuen Schuljahrs zentrale Weichenstellungen der bayerischen Bildungspolitik auf. Im neuen Schuljahr werden rund 1,75 Millionen junge Menschen an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Bayern von rund 140.000 Lehrkräften an öffentlichen und privaten Schulen unterrichtet, davon rund 1,35 Millionen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Allein 110.000 Kinder kommen in die erste Klasse. Rund 3.450 Lehrkräfte stellt der Freistaat für das neue Schuljahr für die staatlichen Schulen ein, ferner 49 Förderlehrer. Das Angebot der Ganztagsangebote wird massiv ausgeweitet. 9,55 Milliarden Euro investiert Bayern in diesem Jahr in die schulische Bildung.

Offene Ganztagsangebote werden genehmigt

"Auf meinen Vorschlag und mit Unterstützung meines Kollegen Finanzminister Georg Fahrenschon hat Ministerpräsident Horst Seehofer entschieden: Wir stellen zusätzliche Mittel bereit, damit nach dem Vorbild der gebundenen Ganztagszüge nun auch alle genehmigungsfähigen Anträge auf offene Ganztagsschulen und verlängerte Mittagsbetreuung realisiert werden können. Mit dieser Entscheidung beweist die Staatsregierung, dass ihr die Bildung und die Förderung junger Menschen sehr wichtig ist." Mit diesen Worten machte der Kultusminister eine aktuelle Entscheidung dieser Woche bekannt. Bei den Ganztagsangeboten hatten die Schulen in diesem Jahr einen besonders hohen Bedarf angemeldet, der die Prognose des Kultusministeriums weit überschritten hatte. Nun werden sie genehmigt.

Unterricht sichern und individuelle Förderung ausbauen

Um die Qualität von Schule und Unterricht zu sichern und weiterzuentwickeln und die individuelle Förderung der jungen Menschen zu verbessern, ergreift das Ministerium zum neuen Schuljahr z. B. folgende Maßnahmen:
- Bayern stellt 3.437 Lehrkräfte, darunter 273 Fachlehrer, sowie 49 Förderlehrer neu ein.
- Bayern baut die Ganztagsangebote aus. An den staatlichen Schulen wird die Anzahl der gebundenen Ganztagszüge um 25 Prozent von 785 auf 983 erweitert. Es werden auch Ganztagszüge an Realschulen, Gymnasien und Wirtschaftsschulen aufgebaut. Die Anzahl der offenen Ganztagsgruppen werden auf rund 3.500 ausgeweitet, die der Mittagsbetreuung auf 5.525.
- Das Kultusministerium begrenzt die Höchstklassenstärke z.B. in Klassen der Jahrgangsstufe 1 und 2 der Grundschule auf 28 (im vergangenen Schuljahr lag sie in der 2. Jahrgangsstufe bei 29) und die in Klassen der Jahrgangsstufe 3 auf 29 Kinder (im Vorjahr 30),
- Bayern senkt die durchschnittliche Klassenstärke in einzelnen Schularten, etwa in den Grundschulen von 21,8 auf künftig 21,6 Schülerinnen und Schüler, und in Mittel-/Hauptschulen von bisher 20,2 auf 20,1 Schülerinnen und Schüler.
- Das Kultusministerium sichert den Unterricht, etwa durch mobile Reserven an Grund-, Mittel-/Haupt- und Förderschulen sowie erstmals auch an Gymnasien; ferner durch die Zuweisung von Mitteln.

„Wir sind auf einem guten Weg, die Betreuungsrelation zwischen Lehrkräften und Schülern weiter zu verbessern“, so der Minister. Sie war in den vergangenen Jahren beispielsweise an den Grundschulen von 20,5 Schüler pro Lehrkraft auf 18 Schüler pro Lehrkraft gesenkt worden und an Gymnasien von knapp 16 Schülern auf etwa 15,5 Schüler.

Mittelschulverbünde sichern wohnortnahe Schulen

Mit dem organisatorischen Instrument des Mittelschulverbundes erhält das Kultusministerium in Bayern möglichst viele Schulstandorte. 933 ehemalige Hauptschulen starten ins neue Schuljahr als Mittelschulen, davon 887 in Schulverbünden. In Mittelschulverbünden darf auch die ehemalige Mindestanzahl von 15 Schülern pro Klasse unterschritten werden.
Mit Hilfe von jahrgangskombinierten Klassen, einem Instrument der Reformpädagogik, eröffnet das Ministerium den Schülerinnen und Schülern vor Ort pädagogische Chancen und erhält Grundschulstandorte.

Differenziertes Schulwesen eröffnet viele Chancen

Für Minister Spaenle liefert das differenzierte Schulwesen die Basis für den Bildungserfolg jeder Schülerin und jedes Schülers. "Die Einheitsschule dagegen, die heute gern mit dem Label der Gemeinschaftsschule versehen wird, halte ich für eine Pädagogik der Vergangenheit", so der Minister.
Mit seinem Schulwesen wird Bayern dem doppelten Anspruch gerecht, für die jungen Menschen eine qualitätsvolle Ausbildung sicherzustellen und sie unabhängig von ihrem Elternhaus – so gut es möglich ist – zu fördern. Diese entwickelt Minister Spaenle nach den Gesichtspunkten von Qualität und Gerechtigkeit für den einzelnen Schüler weiter.
"In der jüngsten Gegenwart haben wir die Angebote der bestehenden Schularten an Kinder und Jugendliche einerseits qualitativ erweitert", führte der Minister aus. "Wir haben bestehende Bildungsgänge miteinander verknüpft und Übergänge zwischen den Schularten deutlich erleichtert." Im Dialog mit den Menschen hat Bayern passgenau Bildungsangebote etwa an Mittelschulen ermöglicht und Kooperationsmodelle vor Ort eingerichtet.

Um die Möglichkeiten der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler noch besser ausschöpfen zu können, beschreitet Bayern weitere Schritte in Richtung eigenverantwortlichen Schule.

Alle Schularten bereiten Schüler auf weitere Abschlüsse vor

Das differenzierte Schulwesen eröffnet den Kindern nach der Grundschule vielfältige Wege und bietet ihnen jeweils ganz spezielle Chancen und sichert ihnen nach jedem Abschluss neue Anschlüsse:
Die Mittelschule etwa bereitet die Schülerinnen und Schüler intensiv auf die duale Ausbildung vor, eröffnet mit dem mittleren Bildungsabschluss den jungen Leuten zugleich den Weg zur Beruflichen Oberschule. Den können Schülerinnen und Schüler auch nach der Wirtschaftsschule und der Realschule beschreiten. Den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nach dem mittleren Schulabschluss ihren Weg an der Fachoberschule fortsetzen wollen, will Bayern steigern. "Deshalb bieten wir zusätzliche Brückenangebote an. Wir werden an drei Standorten erstmals Vorklassen für die Fachoberschule einrichten", nannte der Minister eine Beispiel.
Das Gymnasium als durchgängiger Weg zur Hochschulreife wird um einen zweiten gleichwertigen Weg zur Hochschulreife über die Berufs- und Fachoberschule ergänzt. 43 Prozent der Hochschulzugangsberechtigungen werden bereits über den beruflichen Weg erreicht, der Großteil davon über die FOS und die BOS. Im neuen Schuljahr besuchen knapp 50.000 Jugendliche und junge Erwachsene die FOS und die BOS.

Schüler nutzen Kooperation verschiedener Schularten

Das Schulwesen in Bayern eröffnet Jugendlichen zusätzliche Bildungschancen, z. B. durch:
- Modelle der Kooperation von Mittel-/Hauptschule und Realschule an 20 Standorten
- Modelle der Kooperation von Mittel-/Hauptschule und Wirtschaftsschule an 13 Standorten
- die Modelle 9+2 von Rosenheim und Arnstorf, durch die Schülerinnen und Schüler mit qualifizierendem Hauptschulabschluss in zwei zusätzlichen Jahren an der Mittelschule den mittleren Bildungsabschluss erlangen.
- die zum neuen Schuljahr gestärkte Schulberatung.

Kinder mit und ohne Behinderung lernen miteinander

"Im neuen Schuljahr eröffnen wir auf der Basis einer beispielhaften gemeinsamen Gesetzesinitiative aller im Landtag vertretenen Parteien mehr Möglichkeiten inklusiver Bildung und setzen damit die UN-Behindertenrechtekonvention um". Als Grundlage für den Einstieg in die inklusive Bildung dient z. B. die Einrichtung von 41 Schulen mit dem Schulprofil "Inklusion". An diesen allgemeinen Schulen lernen Schülerinnen und Schülern mit und ohne besonderen Förderbedarf miteinander. Bayern stellt dafür zunächst 100 zusätzliche Lehrerstellen bereit.
Eltern können aber auch künftig das besondere Angebot der Förderschulen für ihr Kind in Anspruch nehmen.

Flexible Grundschule orientiert sich an Entwicklung des Kinder

Bei dem Schulversuch "Flexible Grundschule", den das Kultusministerium gemeinsam mit der Stiftung Bildungspakt Bayern durchführt, können Kinder ganz nach ihrer Entwicklung an 20 Standorten in Bayern die ersten beiden Jahrgangsstufen der Grundschule in einem, in zwei oder in drei Jahren absolvieren. "Sollte sich der Versuch erfolgreich erweisen, werden wir die "Flexible Grundschule" ausweiten", betonte der Minister.

Ab dem neuen Schuljahr wird z. B. erstmals die Förderstunde in den Klassen der 6. Jahrgangsstufe an der Mittelschule – wie im vergangenen Schuljahr schon in den Klassen der 5. Jahrgangsstufen - künftig mit der halben Schülerzahl unterrichtet.

Besondere Förderung benötigen für Minister Spaenle die Kinder mit Migrationshintergrund, vor allem in der Sprache. Die Vielfalt der Sprachfördermaßnahmen reicht von Vorkursen im Vorschulalter bis zu sprachlichen Zusatzangeboten in den weiterführenden Schulen.
An einem Runden Tisches, an dem Organisationen der Zuwandererfamilien ebenso wie Experten teilnehmen, werden weitere Instrumente erarbeitet, wie Bayerns Schulen den jungen Menschen mit Migrationshintergrund mehr Bildungschancen eröffnen können.

Individuelle Situation und Schuldauer

"Wir eröffnen jugendlichen Spitzensportlern an den Standorten Berchtesgaden, Nürnberg und Oberstdorf in Partnerschulen des Leistungssports und Eliteschulen des Sports die Möglichkeit, die Oberstufe des achtjährigen Gymnasiums ab diesem Schuljahr in drei statt in zwei Schuljahren zu durchlaufen. So können sie die hohen sportlichen und schulischen Anforderungen besser miteinander verbinden." Wie auch bei der flexiblen Grundschule zeigt für Minister Spaenle dieser Ansatz, dass Bayern im Bildungswesen Lösungen findet, um den Interessen und Begabungen der jungen Leute gerecht zu werden und diese zu fördern – ideologiefrei und unkonventionell.

"Ich möchte für jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler den richtigen Weg", schloss der Minister seine Ausführungen. "Die Einheitsschule ist für mich der falsche Weg, die individuelle Förderung der richtige Weg einer Bildungspolitik als wirksamste Sozial- und Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts."

 

Dr. Ludwig Unger, Tel. 089 2186-2105
 

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